Christoph Kern »Cubic Worlds«
01. Mai—14. Juni 2008

Wir freuen uns, Ihnen mit »Cubic Worlds« die erste Solo Show von Christoph Kern bei Filipp Rosbach Galerie ankündigen zu können.

Der räumlichen Illusion verpflichtet. Mit nahezu wissenschaftlicher Obsession nutzt Christoph Kern traditionelles Wissen über die Malerei, um ›Würfel zu züchten‹. In seinen Erforschungen ist er verschiedenen Fährten auf der Spur: Würfel implodieren im Raum, kreisen in Raum–Strukturen, die an Science–fiction erinnern und Vergleiche zu Star Wars oder Kubricks 2001 evozieren. Oder: Monolithische Kuben versuchen, den Bildrand zu übertreten und eliminieren dabei fast vollständig den Bildraum. Futuristisch anmutende Landschaften stehen im Zentrum der jüngsten Arbeiten. Landschaft, die selbst wie aus Würfeln entstanden scheint und in denen die [noch] sichtbaren Würfel wiederum zur Auflösung in ihr tendieren.

Kerns Bilder sind die konzentrierte Geschichte ihrer eigenen Entstehung. Jedes Werk bildet sich aus vielen Malschichten, die erste wird als Anfangs-Szenario gesetzt, um den Bildaufbau festzulegen. Mit jeder weiteren Schicht wird die Evolution der Würfel vorangetrieben, ihr Wachstum, ihre Farbe, Position und Bewegung im Raum ebenso wie ihre Beziehung zueinander entwickelt. Ihre Positionierung wird überprüft und so lange verändert, bis ein Punkt erreicht ist, an dem das Bild verharren kann. Dieser Zustand wird dokumentiert, bevor der Malprozess fortgesetzt wird. Pentimenti und Animationsfilme zeigen die verschiedenen Stufen der Entwicklung eines Bildes und ermöglichen dem Betrachter, seine Verwandlung mitzuverfolgen.

In Pica bahnen sich Würfel ihren Weg ins Bild hinein und gruppieren sich vogelperspektivisch in eine Fläche, die sich als ein gelöschter – also übermalter – Vorgänger der verbleibenden schwebenden Würfel erweist. Spuren dieses ›Ahnen‹ sind noch auszumachen und eröffnen ein anderes mehrdeutiges Spiel mit dem illusionistischen Potential des Bildes: Auf der oberen Seite des – in beiderlei Sinne – entfernten Kubus’ wird ein Spiegelbild des Himmels sichtbar, welches eine vollkommen andere Atmosphäre beschreibt. Das klare Blau dieses unklaren Feldes unterscheidet sich so gravierend von jener verschmutzten Atmosphäre, der man im rechten Bildhintergrund gewahr wird. Allmählich beginnt man zu verstehen, daß Kern nicht nur unsere Vorstellungen von einem kohärenten Raum sondern auch von einer solchen Zeitstruktur in Frage stellt.

In seiner Arbeit verteidigt Christoph Kern selbst bewusst die Idee des Bildes als Fenster zur Welt, eine Idee, die die Moderne auf vielfache Weise zu überwinden suchte. Wenn die Kuben als Repräsentanten des Abstrakten und Rationalen den barocken Landschaftsraum infiltrieren, wird die Kontroverse über den Raum von Kern durch den Malprozess fortgesetzt und vermittelt. Damit führt er das erinnerte Wissen einer langen Geschichte der Malerei gegen ein verkürztes Dogma der Moderne ins Feld. Für ihn ist nicht die größte Herausforderung, »den Raum mit Kuben zu bevölkern, sondern das Bild zu einem Punkt zu treiben, an welchem die Würfel ihre eigene Umgebung zu erschaffen vermögen«. Diese zwei divergierenden Intentionen, welche als inkompatibel galten, werden einer integrativen Transformation unterzogen, um eine Welt zu erschaffen, die als Bild eine glaubwürdige, überzeugende Einheit darstellt.
—Nikola Irmer     aus dem Englischen von Paula Böttcher

Publikation: Booklet »Christoph Kern, Cubic Worlds« in englischer Sprache, herausgegeben von Jörg Rosbach für die Filipp Rosbach Galerie mit einem Text von Nikola Irmer.

Christoph Kern [*1960 in München] lebt und arbeitet in Berlin
1981–1988 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München
1999–2008 Gastprofessur und Lehrauftrag für Medienästhetik an der Universität GH Paderborn

Die Ausstellung ist von Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Auf Ihr Kommen freuen sich Josef Filipp, Michaela Rosbach und Jörg Rosbach.

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