Claudia Piepenbrock »Tabula rasa«
30. Juli—10. September 2016

Wir freuen uns, Sie auf die Arbeiten der jungen Künstlerin Claudia Piepenbrock aufmerksam zu machen. Sie wurde im Juni dieses Jahres mit dem Karin Hollweg Preis ausgezeichnet. Dieser Preis ist einer der bedeutendsten und höchstdotierten Kunstförderpreise aller Kunsthochschulen in Deutschland. Die Arbeit »Seitengang: 2 angepasste Wände, spiegelnd und lautlos« [2016] mit der Claudia Piepenbrock den Karin Hollweg Preis erhalten hat, ist bis 25. September 2016 in der Ausstellung »Heal the World« in der Weserburg – Museum für moderne Kunst Bremen zu sehen. Für die Preisträgerin ist zudem eine Ausstellung im Gerhard Marcks Haus in Bremen geplant.

Weltweit und seit Kindertagen ist eine einfache Technik bekannt: Pulpe, Cartapesta, Paperclay oder auch Papiermaché genannt. Ein Gemisch aus altem eingeweichten Papier mit Kleister dient als Modelliermasse, die seit Jahrhunderten in unterschiedlichsten Kontexten geformt und weiterentwickelt wurde. Es ist wie beim Kochen: die Raffinesse liegt in den Zutaten, den Beimischungen, Temperaturen und Details, um Ungewöhnliches zu erwirken.

In einem Werkzyklus kombiniert Claudia Piepenbrock die aus Papiermaché modellierten Formen mit Realobjekten, besonders schön in der Arbeit »Gravitation« [2014], ein auf Wanderstöcken gestütztes, ebenso amorph wie abstrakt, humorvoll wie tragisch wirkendes wucherndes Objekt, das seine Inspiration einer Alltagsbeobachtung verdankt, deren Wiedererkennbarkeit aber bewusst erschwert bleibt.

In der zweiteiligen Arbeit »Matratze« [2015] hat Claudia Piepenbrock den Schaumstoff mit unregelmäßigen Schnitten zerteilt. Diese Vorgehensweise entspricht einerseits einer traditionellen bildhauerischen Bearbeitung, doch schafft sie andererseits fühlbare Relikte einer brachialen Zerlegung. Die beiden derart zerteilten Teile geben sich trotz ihrer Unverbundenheit am Ende als Einheit zu erkennen, da man sie passgenau wieder zusammenfügen könnte. Die intensive Farbigkeit des Schaumstoffes ergänzt die haptische Erfahrung der Arbeit.

Die Arbeiten von Claudia Piepenbrock bei Josef Filipp sind nicht nur eine besonders präzise Umsetzung plastischer Setzung, sinnlicher Materialität und Körperlichkeit, sondern lassen sich auch in beeindruckender Weise körperlich erfahren.


Claudia Piepenbrock, geboren 1990 in Paderborn, lebt und arbeitet in Bremen.
2010 Hochschule für Künste Bremen, Studium Skulptur und Installationen
bei Prof. Franka Hörnschemeyer und Prof. Fritz Balthaus. 
Beteiligungen an internationalen Ausstellungen, Artist Residencies und eigenen Kunstprojekten
in Deutschland, Kanada, USA, Bolivien und Neuseeland; Förderpreis Junge Kunst Paderborn, Stipendium des DAAD.
2014 Paula Modersohn-Becker Nachwuchspreis 
2015 Diplom HfK Bremen bei Prof. Franka Hörnschemeyer und Prof. Fritz Balthaus 
2016 Meisterschülerin Hochschule für Künste Bremen 
2016 Karin Hollweg Preis

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