Georg Brückmann: Bauhaus Dessau                   
18. Mai—22. Juni 2019                         

Ein Schwerpunkt des fotografischen Schaffens von Georg Brückmann ist es, das realistische Erbe der Fotografie als Abbild der Wirklichkeit zu hinterfragen. Dazu fotografierte er zuletzt immer wieder selbst erschaffene fiktive Räume, die offensichtlich konstruiert sind. Einen fragmentierten Realismus und Perspektivspiele nutzt er gleichermaßen für die Konstruktion des Raumes wie zur Irritation des Betrachters – und nicht zuletzt zur Dekonstruktion des fotografischen Anspruchs der Abbildbarkeit von Wirklichkeit. 

In den fotografischen Arbeiten der Serie Bauhaus Dessau des Künstlers Georg Brückmann erscheinen erneut dessen bereits typischen Kuben, die als Bildträger und fast schon als Leinwände funktionieren. In Projektionen des Vergangenen erschafft Brückmann hier Reinszenierungen, die Orte der Vergangenheit im Heute wieder zugänglich machen, jedenfalls in der Form des Fragments. 

Die Kraft des Fotografischen Zeit zu bannen und zu zeigen, ist in Brückmanns Serie zum Bauhaus in Dessau das zentrale Thema. Dabei befragt er jedoch kritisch das Medium selbst und zeigt dessen Eigenschaften, aber auch Kniffe in direkter Weise auf. An die vermeintliche Supermimesis dieser Technologie, d.h. Wirklichkeit objektiv und beweisbar abzubilden, glaubt heute niemand mehr. Doch diese Erkenntnis macht Brückmann sich für seine Inszenierungen und sein Zeigen zunutze. Kühn zeigt uns der Künstler den Aspekt des Konstruierten im fotografischen Bildermachen und stärkt so die Möglichkeiten des Zeigens und Hinweisens in seinen Motiven.

Diese Motive sind Räume und Orte des Bauhaus’ und der Meisterhäuser in Dessau, in denen Menschen und historische Gegenwarten gleichermaßen wieder auftauchen. Das Einfügen historischer Aufnahmen in die gegenwärtige Umgebung ist eine eigene Art der Vergegenwärtigung von Geschichte, die sowohl Mahnung und als auch Staunen sein kann. Ganz gleich, ob hier die Abgeschlossenheit von Geschichte in Frage gestellt wird oder Kontinuität und Übergang verbildlicht werden, der Künstler macht klar, dass es sich hier um bestimmte Perspektiven handelt. Seine aufgetürmten Kuben machen es deutlicher denn je: Der Standpunkt bedingt die Möglichkeit des sinnvollen Sehens und Erkennens. In einer Zeit des Post-Faktischen Diskurses sind Brückmanns Arbeiten damit wichtiger Kommentar, ohne jedoch die Offenheit des Kunstwerkes aufs Spiel zu setzen. Bei Josef Filipp sind nun erstmalig die komplette Reihe mit 25 Arbeiten zu sehen.


Im Museum für Photographie in Braunschweig werden bis Ende Juni ebenfalls Arbeiten von Georg Brückmann aus seiner Bauhaus Dessau Serie gezeigt.


Georg Brückmann ist 1977 in Frankfurt am Main geboren, lebt und arbeitet in Leipzig. Er studierte ab 2001 Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Universität Gesamthochschule Essen. 2003 nahm er das Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig auf, das er dort 2009 mit einem Diplom mit Auszeichnung bei Tina Bara abschloss. 2009 bis 2012 folgte ein Meisterschülerstudium mit Abschluss ebenfalls bei Tina Bara. Von 2011 bis 2012 erhielt Brückmann die Künstlerförderung durch das Trustee-Programm des Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung. 2013 erhielt er ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds in Bonn. Seit 2007 nimmt Brückmann an Gruppenausstellungen teil. Seit 2012 sind seine Arbeiten auch in Einzelausstellungen zu sehen. 2015 setzt er sich unter 140 Bewerbungen durch und erhält den Otto-Steinert-Preis. 2016 Künstlerförderung der Heussenstamm Stiftung Frankfurt/Main | 2017 Katalogförderung, Stiftung Kunstfonds, Bonn

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