Matthias Garff: Stempelbilder                          
14. Oktober—11. November 2017                          

Matthias Garffs Stempeldrucke sind Malerei mit anderen Mitteln. Obwohl dem Hochdruck ähnlich, ist der Stempeldruck kein Druckverfahren im Sinne einer Vervielfältigung, sondern von Hand ausgeführter Farbauftrag auf ein Medium – mittels Formteilen, statt Pinsel. Keimzelle dieser Arbeiten ist eine kleine Holzkiste. Ein Flohmarkt-Fundstück, 26 x 19 x 10 cm, innen praktisch segmentiert, enthält sie einen Einschub für Aquarellpapierzuschnitte, Halterungen für 5 Fässchen mit farbigen Schellack-Tuschen, Arretierungen für einiges Zubehör und einen Datumsstempel. 

Dieser Kasten begleitet den Künstler seit geraumer Zeit wie eine Werkzeugkiste und damit dokumentiert er auf bildkünstlerische Weise seinen Alltag. Das Blatt misst 10 x 20 cm und das aufgestempelte Datum ist Titel des Werkes. Diese Notizen aus dem ›mobilen Atelier‹ sind allerdings keine persönlichen Tagebucheintragungen sondern zeigen in abstrahierender wie emotionaler Art seine Beschäftigung mit Charakter und Modus, einzeln oder gruppenspezifisch geprägt, und den Ausdruck von Beziehung und Singularität.

Die seriellen Motive agieren in einem streng festgelegten Muster. Es sind jeweils fünf Türme auf jedem Blatt, vielleicht fünf Menschen oder schematisierte Kreaturen, alle addiert aus den gleichen streng geometrischen Grundformen: Quadrat, Dreieck, Rechteck, Trapez, und alle aufgebaut aus fünf Teilen: ein Fuß oder Sockel, ein dreiteiliger Rumpf und ein Kopf, eine Kuppel oder Krone – je nach Lesart der Geschöpfe. So stehen sie in Reihe und berühren sich nicht. Die Wahl von Form und Farbe jedoch, die Bewegungsneigung und die variierende Addition der Elemente, ihr Körperschwerpunkt und ihre Fragilität verweisen auf verborgene Einflüsse und machen den Unterschied zum Thema. 

Der selbstgewählte, formal enge Spielraum dieser Arbeitsserie erweist sich im Detail als extrem beweglich. Addition und Variation als Entstehungsprinzip erinnern an den menschlicher Bauplan,
an einen genetischen Code, an Matrix und Modul und schließlich an das Machbarkeitsprinzip –
fast ein leichthändiger Schöpfungsgedanke, fast ein Prometheus-Habitus,
fast ein Bekenntnis zum Homo Faber.
—Von Tina Simon 

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Dr. phil. Tina Simon
Autorin und Publizistin, Leipzig 


Künstler Website:
www.garff.de

Matthias Garff
, geboren 1986 in Solothurn, CH, lebt und arbeitet in Leipzig
2008-2010 Hochschule für Bildende Künste [HfBK] Dresden, Bildende Kunst, Prof. Sery
2010-2013 HfBK Dresden, Fachklasse, Prof. Grossarth
2013-2015 HfBK Dresden, Meisterschülerstudium, Prof. Dammbeck
2015 Artist-in-Residency, La Ira de Dios, Buenos Aires, AR
Ausstellungen in Deutschland und Argentinien

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