Matthias Garff: Kleine Insektenschau          
10. Juni—23. Juli 2016              

Nun gilt’s, dass einen Blick man werfe
Auf die Insekten oder Kerfe.
Wenn auch darunter viele sind,
die glaubt zu kennen jedes Kind –
Maikäfer, Schmetterlinge, Bienen –,
So sind doch manche unter ihnen,
Die selbst der hohen Wissenschaft
Noch neu sind oder rätselhaft.
—Eugen Roth

Angelegte Insektensammlungen, lange Zeit ein Steckenpferd des Bildungsbürgertums, präsentieren ausschnitthaft den Farb- und Formenreichtum der Natur. Gleichzeitig manifestieren sie ein ein klares Machtverhältnis zwischen Mensch und Natur. Insekten werden systematisch gesammelt, getötet und in ein taxonomisches System eingeordnet. Sie werden in den Kästen zu kultivierten Objekten.

Die Insektenkästen von Matthias Garff zitieren diese Kulturpraxis. Sie zeigen auf, wie stark unsere Wahrnehmung von Natur von ästhetischen Kriterien geprägt ist. Die geringe Größe der einzelnen Objekte und ihre Präsentationsform lassen die Arbeit aus der Ferne als naturhistorische Sammlung erscheinen. Seine Insekten, grob aus Fundmaterial zusammengesetzt und mit Draht und Nägeln fixiert, zeigen erst bei näherer Betrachtung ihren artifiziellen Charakter. Der vermeintliche Entomologe entpuppt sich als Müllsammler. Ist er einer der Protagonisten der ›Neo Arte Povera‹? Der Abgleich zwischen Natur und Künstlichkeit und das Format des Kastens ermöglicht Garff das freie Spiel mit Farben, Formen und Materialität.

Matthias Garff zeigt in einer kleinen Kabinettausstellung vier seiner neuen Insektenkästen. Die entstandenen Arrangements sprechen ein zentrales Bedürfnis unserer heutigen Zeit im Umgang mit Natur an: Den Genuss ohne schlechtes Gewissen.

Matthias Garff, geboren 1986 in Solothurn, CH, lebt und arbeitet in Leipzig.
Von 2008 bis 2015 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Fachklasse, Prof. Grossarth. Meisterschülerstudium, Prof. Dammbeck.
Ausstellungen in Stuttgart, Dresden, Leipzig, Görlitz, Buenos Aires.
Seine Werke sind u.a. in Privatsammlungen in Dresden,
der Sammlung Skulpturengarten Weisser Hirsch und
der Sammlung des Museums Bautzen vertreten.

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