Alexander König

Arbeiten Auswahl

Vita

2009
»Elmsfeuer« /Text

Alexander König »Elmsfeuer«
12. September—13. Oktober 2009

Rundgang der Spinnerei Galerien:
Samstag, 12. September, 11—21 Uhr
Sonntag, 13. September, 11—18 Uhr

Elmsfeuer, oder St. Elms-Feuer – eine sehr seltene, fahle, kalt wirkende Lichterscheinung, die an exponierten Stellen beobachtet werden kann, z.B., in früheren Jahrhunderten an Takelage und Schiffsmasten, oder an Gipfelkreuzen und Kirchtürmen. Es ist ein physikalisches Phänomen, das, hervorgerufen durch extrem hohe atmosphärische Überspannung, Gewittern vorausgeht.

Dieses kalte, unbestimmbare Licht ist es, das die Szenerien der Bilder Alexander Königs aus dem Dunkel hervorhebt, scheint ihnen eine seltsam entrückte Stimmung zu verleihen, sie zu binden zwischen Polen gleichsam religiöser, auratischer Überhöhung und der vorwiegend erdigen dunklen Tönung des Bildgrundes. Die Figuren tragen ihren Nimbus mit sich und unterstreichen so den Charakter einer gewissen Losgelöstheit.

Alexander König intendiert das Bild und seine Gegenstände als Erscheinung, die aus dem [Mal-] Material heraus leben und hervortreten, gleichzeitig in dem Material gebunden sind, das schließlich zum Bild zusammenfügt. Die Determinanten des Bildwerdens und Bildseins befinden sich hier auf derselben Ebene, sie bilden die Schwelle zwischen Invokation und Manufaktion, die auf dem Bild als materiellem Produkt Erscheinungen, Wesen, Zustände aufleuchten lässt, die aus dem Dunkel, dass die Bilder überzieht, hervortreten. Hier ruft König die Portraitmalerei des 17. Jahrhunderts in den Zeugenstand, die ihr Personal meist vor unbestimmtem Grund auftreten lässt, das Gesicht fokussierend, ausgestattet mit den Attributen ihres Wesens und ihrer Geschichte. Bei König werden diese Portraits zu seltsam kleinwüchsigen Figuren, in einer Form hutzelig, gnomenhaft, als könnten sie nicht gedeihen durch das Wühlen in der Wald- und Ackererde, auf der sie sich bewegen, sich diesem Grund nicht lossagen, dem sie zu entwachsen scheinen. Verwaschen und unwirklich ausgeleuchtet, gerinnen sie zu gespenstisch anmutenden Szenen, angesiedelt zwischen Nokturnen und Votiven, die sich einer eindeutigen zeitlich zu verortenden Situation widersetzen.

Hier manifestieren sich die Unsicherheiten, Unheimlichkeiten, Erscheinungen, kollektive Mythen, wie sie womöglich einem spezifischen kulturellen Boden entspringen. Hier stehen Erzählungen, und Sagen Pate, Volksbräuche und Aberglaube, weniger überlieferte, als vielmehr ihre artifiziellen [De-]Formierungen.

Leichtigkeit ist keine Erfindung dieses jungen Malers. Alexander König verhaftet seine Bilder, Bildgegenstände und auch die Malweise in einer Art differenzierter Grobschlächtigkeit. Ein expressiver Gestus bestimmt die Gesamtanlage des Bildes. Grobe, große Flächen, nervöse Pinselspuren und Farbverläufe sind deutlich zu sehen, changieren aber immer entlang der Grenze zu differenzierter Malerei, die beide Seelen nicht verleugnet, die reine malerische, die aus dem Material lebt und die figürlich erzählende, wobei illusionistische Raumtiefe weitestgehend vermieden wird. Alles findet auf der Bildoberfläche statt, ist an den Betrachter herangerückt. Bisweilen gehackt wirkt das Personal, mit dem Pinsel aus dem Malgrund gehauen, zurechtgeformt mit grobem Werkzeug, hier und da jedoch detaillierter und feingliedriger, was die Protagonisten wieder in den Malgrund zu drücken scheint und sie mit einem leichten Sfumato überzieht.

Die Bilder und ihr Personal befinden sich so als gleichsam atmen wollende Artefakte im Spannungsfeld von Erscheinung und deren materieller Bindung und führen so ihre Figuren in eine Nebenwirklichkeit hinüber, die ihnen den Lebenshauch verspricht, aber sie nicht freilassen kann.

Alexander König wurde 1976 in Trier geboren. Er lebt und arbeitet in Leipzig.
Von 1996-2003 studierte er Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig.
An der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig [HGB] studiert er Malerei.

Die Ausstellung ist von Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen und Besuch nach Vereinbarung unter 0172. 373 11 10.
Über Ihr Kommen freuen sich Josef Filipp, Michaela Rosbach und Jörg Rosbach.

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