Kathrin Thiele | Das große Fallen
20. Januar - 3. März 2007
Eröffnung: Samstag, 20. Januar 2007 von 11- 21 Uhr
Wir freuen uns, Ihnen eine neue Künstlerin unserer Galerie vorstellen zu können.
Die junge Leipziger Malerin Kathrin Thiele (*1980) zeigt bei Filipp Rosbach Galerie eine Reihe kleinformatiger Bilder mit dem Titel »Das große Fallen«. Abgesehen von einigen Landschaftsmotiven sind größtenteils Figurengruppen oder auch Einzelfiguren dargestellt - häufig wieder erkennbare Motive sind z.B. Kosaken und Cowboys -, die mitten in einer Aktion erstarrt sind. Wobei der weitere Ablauf des Geschehens mitunter fraglich scheint: eine Kosakentanzgruppe mitten im Sprung; ein anderer der ein Wildschein auf dem Rücken trägt; Charleston tanzende Paare in beinah grotesken Körperhaltungen; eine Prügelei; ein Bühnenschwertkampf, usw. Der Titel der Serie, für den übrigens die gleichnamige Darstellung eines Männchen machenden' Elefanten Pate gestanden hat, suggeriert zwar die Wahrscheinlichkeit eines unglimpflichen Ausgangs der jeweiligen Sachlage, jedoch wirken die Figuren gar nicht, als seien sie in Gefahr, sondern sie erscheinen starr und regungslos wie Statuen. Und genau das ist die Absicht der Künstlerin: die Bilder sind eingefrorene Momente, festgehaltene Situationen. Sie sollen keine Bewegungen darstellen, sondern stattdessen Ruhe ausstrahlen, trotz der sich in ihnen vollziehenden Aktivitäten.
Überhaupt ist der Künstlerin die Atmosphäre sehr wichtig,
weshalb sie auch auf eine reduzierte Farbigkeit gesetzt hat, die ein
wenig an nachkolorierte Schwarzweißfotografien erinnert. Da jedoch
selten mit wirklich hellen Farben gemalt wurde, ist die allgemeine Stimmung
eher dunkel, auf manchen Bildern sogar düster, so als würden
sich die Szenen in abendlicher Dämmerung oder in einer Mondnacht
abspielen. Dazu kommt, dass ihnen eine inhaltliche Unklarheit und Rätselhaftigkeit
anhaftet, die von der Künstlerin durch Einstreuung mysteriöser
Details bewusst provoziert ist, und die es dem Betrachter - freilich
erst auf den zweiten Blick - schwer macht, die Situation klar und unzweideutig
zu erfassen: Gibt es keinen Boden unter der Tanzgruppe? Sehen diese
Luftballons nicht aus wie riesige Weintrauben? Hat der Bär dort
einen menschlichen Fuß? Und jenes Wildschwein Hufe anstelle von
Klauen? Überdies sind die Gesichter der Dargestellten meist undeutlich
zu erkennen oder sogar ganz schwarz, was das Lesen in der Mimik unmöglich
macht. Je länger man sie anschaut, desto weniger weiß man,
was man sieht, und deshalb wirken sie wie ein Clown, dem man im Dunkeln
begegnet.
Martin J. Müller
Kathrin Thiele ist Meisterschülerin bei Neo Rauch an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Die Ausstellung ist von Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen und Besuch nach Vereinbarung unter 0172. 373 11 10.
Auf Ihr Kommen freuen sich Josef Filipp, Michaela Rosbach und Jörg
Rosbach.